Vaterschaftsurlaub in Deutschland beantragen

Vater fröhlich mit Kind

Nach der Geburt befinden sich die meisten Mütter im Mutterschutz. Dieser beträgt in der Regel acht Wochen. In dieser Zeit dürfen die frisch gebackenen Mütter nicht arbeiten gehen, erhalten dafür aber als Ausgleich Mutterschaftsgeld. Danach können sie offiziell in Elternzeit gehen. Vätern allerdings stehen bisher nur die Elternzeit von bis zu 36 Monaten und Elterngeld zusammen mit der Partnerin für bis zu maximal 14 Monate zu. Das soll sich mit einem neuen Gesetz 2024 allerdings ändern und den sogenannten „Vaterschaftsurlaub“ ermöglichen. 

Vaterschaftsurlaub: Wie lange kann ich die Auszeit nehmen? 

Laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) soll ab 2024 der Vaterschaftsurlaub gesetzlich fest verankert werden. Dieser wäre dann Teil des Mutterschutzgesetzes (kurz „MuSchuG“ genannt) und regelt die Auszeit für Väter nach der Geburt.

Wie viele Tage hat ein Vaterschaftsurlaub? Konkret ist für den Vaterschaftsurlaub in Deutschland eine zweiwöchige Freistellung vorgesehen, die als bezahlter Urlaub behandelt werden soll. Diese 10 Tage wären dann zusätzlich zum regulären Anspruch auf Erholungsurlaub verfügbar und sollen nicht davon abgezogen werden. Somit müssen sich Väter im Vaterschaftsurlaub um das Geld und Gehalt keine Sorgen machen. 

Verfahren gegen Deutschland wegen EU-Richtlinie zum Vaterschaftsurlaub 

Eigentlich hätte Deutschland den Urlaub schon lange rechtlich durchsetzen müssen. Denn im Juli 2019 hatten das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union (EU) eine Richtlinie für alle Mitgliedsländer veröffentlicht, aus der Vorgaben für die gesetzliche Gleichstellung zwischen Mann und Frau hervorgehen. Da Deutschland etwa den Passus zum Vaterschaftsurlaub nicht umgesetzt hat, leitete die EU-Kommission im September 2022 ein Verfahren aufgrund von Vertragsverletzung gegen die Bundesrepublik ein.

Diese Richtlinie sieht auch für Väter eine gesetzliche Auszeit von mindestens 10 Arbeitstagen vor, damit ein Urlaub von insgesamt 14 Kalendertagen zusammenkommt. In dieser Zeit sollen die Väter laut EU-Richtlinie eine Vergütung bekommen, die mindestens so hoch wie ihr Krankengeld wäre. Die Frist, zu welcher die Vorgabe umgesetzt sein musste, endete Anfang August 2022. Der Bundesrepublik droht nun ein Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof. 

 In der Schweiz gilt seit Januar 2021 ein entsprechend neues Gesetz zum Vaterschaftsurlaub. Die zweiwöchige Auszeit für Väter ist dort, genau wie die Mutterschaftsentschädigung, im Erwerbsersatzgesetz geregelt. Die zehn arbeitsfreien Tage können innerhalb der ersten sechs Lebensmonate des Kindes genommen werden. Dabei entscheiden die Väter selbst, ob sie die Tage am Stück oder einzeln nehmen wollen. Als Entschädigung erhalten sie 80 Prozent des durchschnittlichen Einkommens vor der Geburt, gedeckelt auf maximal 196 Franken pro Tag.

 

Eltern mit Kind

Der Vaterschaftsurlaub als Chance für die ganze Familie?

 

Vaterschaftsurlaub beantragen 

Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch keine weiteren Details über die Gesetzesänderung zum Vaterschaftsurlaub bekannt, insbesondere nicht über den Antrag, den Väter einreichen müssen. Es ist aber anzunehmen, dass es sich hier ähnlich wie beim Antrag auf Elternzeit verhält und der Urlaub beim Arbeitgeber innerhalb einer Frist beantragt werden muss.

Bei der Entschädigung könnte es anders aussehen. Ein Teil des Mutterschaftsgeldes, das während des Mutterschutzes bezogen wird, muss bei der zuständigen Krankenkasse beantragt werden. Eine ähnliche Regelung ist auch für den Vaterschaftsurlaub denkbar. Zum Vergleich: Väter, die in der Schweiz eine Entschädigung für ihren Vaterschaftsurlaub beantragen wollen, müssen einen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Ausgleichskasse einreichen.

Mehr Informationen zum geplanten Gesetz in Deutschland werden vermutlich 2023 erscheinen. Bundesfamilienministerin Paus begründete den Aufschub bis 2024 damit, dass ein solches Gesetz aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage des Landes momentan noch nicht tragbar sei, da vielen Unternehmen wegen der Corona-Pandemie bereits Personal fehle. 

Vaterschaftsurlaub als Chance für die ganze Familie

Der Vaterschaftsurlaub kann aber ab 2024 der gesamten Familie zugutekommen. Denn oft können Väter die Zeit nach der Geburt mit dem Nachwuchs nicht richtig genießen. In Deutschland sind es in den letzten Jahren aufgrund der “Gender Pay Gap” in den meisten Familien noch immer die Männer, die den Großteil des Einkommens der gesamten Familie verdienen (Statistisches Bundesamt, 2022). 

Deshalb machen nur wenige Väter von ihrem Recht auf Elternzeit Gebrauch. Laut Statistischem Bundesamt (DESTATIS), das eine solche Statistik zum Thema Elternzeit zuletzt für das Jahr 2019 veröffentlicht hat, nehmen fast ein Viertel aller Mütter Elternzeit, während nur 1,6 Prozent der Väter die Auszeit beantragen. Mehr zu dem Thema ist im Artikel über die “Elternzeit als Vater” zu finden.

Doch die Zahlen steigen! Das lässt sich beim Elterngeldbezug erkennen. Von fast 2 Millionen Personen, die im Jahr 2021 Elterngeld erhalten haben, sind mittlerweile über 25 Prozent Männer (DESTATIS, 2022). Damit ist im Durchschnitt jeder vierte Vater in Deutschland im Elterngeldbezug. 

Oft ist das mit der Elternzeit verbunden, allerdings nutzen auch viele Eltern die Möglichkeit, mit Elterngeld Plus oder dem Partnerschaftsbonus während des Bezugs weiterhin arbeiten zu gehen. Eine volle Elternzeit, in der das Arbeitsverhältnis ruht, ist für viele Väter aufgrund der möglichen Einkommenseinbußen noch immer undenkbar. Der Vaterschaftsurlaub kann ein erster Schritt sein, dem entgegenzuwirken. 

 

Fotos: Monkey Business Images/Shutterstock 
Robert Kneschke/Shutterstock
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